- Laut Sterbeeintrag im Kirchenbuch Mesenich "...erhängte sich der ledige ungläubige Johann Schneiders, 74 Jahre alt, und ist ohne Priester begraben." Dores Hannes wurde nach seinem Freitod "von der Polizei unter die Erde gebracht".
Sein Dahinscheiden veranlasste die Tageszeitung zu folgendem Artikel:
"Mesenich an der Mosel, 23. Januar.
Am verflossenen Donnerstag fand hier die Beerdigung eines hiesigen Freidenkers, eines 74-jährigen Junggesellen statt, welcher seit 28 Jahren aus der katholischen Kirche ausgetreten war.
Obschon er sich in moralischer Beziehung sehr neutral verhielt, war er doch ein Erzfeind der katholischen Kirche und Spötter derselben.
Besonders auf dem Gebiet der Lästerungen der heiligen Gottesmutter hat er es bis zu einer gewissen Höhe gebracht. Am vergangenen Sonntag fand man ihn nun auf seinem Speicher, wo er sich während des Hochamtes erhängt hatte. Ein kirchlisches Begräbnis konnte natürlich nicht stattfinden, weshalb es unter Aufsicht der Polizei geschah.
Bemerkenswert sind einige Auszüge aus dem Testamente des Verstorbenen, so zum Beispiel mussten die Anverwandten dem Begräbnisse beiwohnen, andernfalls sie 100 Mark wenige erhielten, und jeder andere Teilnehmer wurd emit 3 Mark bedacht.
Ferner war verordnet, dass eine Musikkapelle während des Begräbnisses einen im Testament noch näher bezeichneten Walzer spielen sollte. Da Letzteres natürlich nicht anging, wurden zwei Lieder gewählt.
Noch eine Verpflichtung ist die, dass über der Haustür des Verstorbenen eine Marmortafel angebracht werden soll, auf welcher in goldenen Buchstaben die Worte stehen sollten: "Mach dir das Leben hier nur schön, denn es gibt nichts in den ober'n Höh'n".
Das sind Verpflichtungen, die jedem religiösen und moralischen Gefühle Hohn sprechen und aufs Tiefste verletzen müssen.
Hier kann man sehen, wie tief der Mensch sinken kann, wenn er das Heiligste, seine Religion, verloren hat und sich gleichsam auf das Niveau des unvernünftigen Tieres stellt. "Aber "wie gelebt, so gestorben". [1]
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